INFO3 - Diskussion

Info3 Diskussion von Björn Steiert

Montag, Februar 11, 2008

Ein Rückblick: Positive Resonanz zu meiner Kritik an ‚Info3’

Rückblickend zu meiner sachlichen Kritik an ‚Info3’, die von dieser Seite irritierenderweise als Hetzschrift und Pamphlet bezeichnet wurde, kann ich sagen, dass ich – abgesehen von besagten polemischen Reaktionen - mündlich und schriftlich überwiegend viel positive Resonanz erhielt, sowohl von bekannten, wie auch öffentlich weniger bekannten Anthroposophen der unterschiedlichsten Richtungen, was erfreulich ist, da sich so über sonst differierende oder auch konträr entgegen gesetzte Auffassungen hinweg ein produktiver Austausch und stellenweise eine Kooperation ergab. Es zeigt sich damit, dass meine Kritik über eine breitere Basis verfügt; auch Nicht-anthroposophische Leser, mit denen ich hierüber diskutierte, und die ‚Info3’ aus eigener Lektüre kennen, zeigten Verständnis für meine Position und fragten sich, weshalb ‚Info3’ sich überhaupt innerhalb der anthroposophischen Szene und nicht unabhängig von dieser positioniere, da die vermittelten Inhalte dies nicht decken würden oder teils auch konträr entgegen gesetzt einzuordnen wären. Ich werde unten einige ausgewählte Zitate anbringen. Auf diejenigen, die mich um Vertraulichkeit hinsichtlich ihrer Aussagen zu ‚Info3’ gebeten haben, werde ich im Folgenden keinen Bezug nehmen.

[Zusätzlicher Hinweis: Nach der ersten Verbreitung des kritischen Beitrags meldete sich der Niederländer Kees Kromme. Er erklärte, dass er in den vergangenen Jahren weitere –und noch radikalere Äußerungen – von ‚Info3’-Mitarbeitern, insbesondere von Felix Hau, gesammelt habe, die sich gegen Rudolf Steiner, die Anthroposophie und das Christentum richten. Kromme kam schließlich zu dem Entschluss, dass man an geeigneter Stelle auf ihn verweisen möge, so dass Interessierte eine Zusammenstellung bei ihm anfordern können: kees.kromme@wanadoo.nl]

Manche von denen, die positiv reagierten, möchten anonym bleiben, um nicht in eine Auseinandersetzung mit ‚Info3’ hineingezogen zu werden. Was die Fälle belangt, in denen ältere Anthroposophen sich aus Kräftegründen nicht mehr in eine Diskussion begeben wollen, so ist hierfür natürlich vollstes Verständnis aufzubringen. Um so erfreulicher ist, dass der von Vielen und auch von mir hoch geschätzte Autor, Waldorflehrer und für die Anthroposophische Gesellschaft in der Schweiz engagierte Jakob Streit noch mit 95 mir zu meinem ‚Anliegen, das ich voll bejahe` (Spiez, 4. Juni. 2005) Zustimmung beipflichtete. Er erklärte in einem noch früheren Schreiben vom 24. Juni, ebenfalls aus Spiez: ‚Dankend empfing ich Ihre Zusendung zu ‚Info3’ und Rudolf Steiner statuiertes Antichristentum. Oberflächlichkeit führt zum tragischen Verkennen der Anthroposophie. Gut, dass Sie tatsächlich auf die aufgerissenen Wunden weisen. (...) Wir müssen kämpfen!’, womit die Anthroposophen angesprochen wären. Ebenfalls aus der Schweiz erhielt ich Resonanz von Marcus Schneider, Vorstandsmitglied der Anthroposophischen Gesellschaft/Basel und Präsident der Kulturkommission des dort beheimateten Veranstaltungszentrums Scala. Er äußerte sich am 28. Juni folgendermaßen: ‚Herzlichen Dank für die Zustellung Ihres gewissenhaften Konvoluts. Ich bewundere, wie Sie sich Zeit genommen haben, auf das Ganze so nüchtern einzugehen. (...) ich habe info 3 nie gelesen, und wer es tut, ist selber schuld; es gibt eben zu jeder Art Mentalität auch ein Blatt, das sie bedient – darüber rege ich mich schon gar nicht mehr auf.’

Unter denen, die anonym bleiben, bzhw. Ihre Äußerungen nicht veröffentlichen möchten, gab es sogar zwei sich bezüglich der Gewissenhaftigkeit meines Beitrags in einem ähnlichen Sinn äußernde Autoren, die selber gelegentlich Artikel für dieses Magazin schreiben. Sie gaben mir teilweise in wesentlichen Punkten Recht, attestierten mir Ernsthaftigkeit, bzhw. dass ich keine pauschalisierenden Urteile gefällt habe und wandten sich damit gegen die Art des Umgangs der Redaktion mit meiner Kritik, die als Hetzschrift diffamiert wurde, sowie der u.a. in unnötigen und gegenstandslosen Drohmitteln (juristische Schritte) bestand. Selbstverständlich respektiere ich, dass ihre Namen, bzhw. ihre Schreiben an den Chefredakteur nicht publik gemacht werden sollen. Vor Polemik gegenüber den kritisierten Journalisten verwahrte ich mich und nahm dieselben davor, wo es sich als nötig zeigte, in Schutz. Glücklicherweise hielten sich solche Reaktionen aber weitestgehend in Grenzen. Bemerkenswert dürfte sein, dass Stefan Mögle-Stadel, ehemals selbst Autor für ‚Info3’, zuletzt mit Kontakten zu Peter Ustinov und Yehudi Menuhin im Rahmen der Vereinten Nationen wirkend, und weltweit bekannt als Verfasser der anerkannten Biographie über den ermordeten UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld, mir via Email am 11. Juli die Einschätzung gab: ‚Ich hatte ja früher einmal für die (andere) Info3 als Mitarbeiter viel geschrieben. Diese ‚alte’ Info3 erscheint mir Lichtjahre von dem entfernt, was heute daraus geworden ist...’

Es gab Einzelpersonen und Institutionen, wie die Anthroposophische Hochschulgruppe/das anthroposophische Studentenwohnheim Berlin, die ankündigten ‚Info3’ unter Angabe von Gründen abbestellen zu wollen. Andere, wie Klaus J. Bracker, der Basler Philosoph Dr. Stefan Brodbeck, Dr. Horst Peters sowie Willi Seißbzhw. Briefe und Anfragen, weitere kündigten an, dies noch tun zu wollen (weshalb ich ihnen hier nicht vorgreifen und sie in meinem Rückblick darum noch unerwähnt lassen will). Einige Beobachter der Vorgänge drückten mir auf menschlicher Ebene ihren Respekt für meinen konstatierten Mut und mein Bemühen um Wahrheit und Wahrhaftigkeit aus. Einzelne gaben mir ausführliche, positive Rückmeldung, wie die folgende, die auszugsweise zitiert werden kann. Prof. Dr. Michael Opielka äußerte mir gegenüber am 9. Juni: schrieben unabhängig voneinander eigene kritische Beiträge,

‚Ihre Analysen zu Felix Hau sind engagiert und durchaus hilfreich. (...) Das philosophisch-geisteswissenschaftliche Problem liegt tiefer und wird (...) mangels Bildung, aber auch mangels gewisser Ideologisierungen in der Anthroposophie nicht verstanden: es ist das Verhältnis von Nietzsche und Christus-Erfahrung. Hau liest die autobiographischen Anmerkungen Steiners aus dem 19. Jahr als Golgatha-Erlebnis, als ‚Einweihung’ - das ist eben ästhetischer Nietzscheanismus, wie er das 20. Jahrhundert als Ich-Vergottung prägt. Dass die Polemik als ‚Arbeitshypothese’ daher kommt, macht die Sache nicht wirklich besser. (...) Dass Hau dann aber Steiner als Opportunisten – ‚Tätigwerden in der theosophischen Gesellschaft’ deshalb um ‚endlich zu einem regelmäßigen Einkommen zu gelangen’ - und als Schwadronierer (...) usf. denunziert, ist einer ‚anthroposophischen’ Zeitschrift unwürdig. Insoweit ist es gut, dass Sie die Nicht(-mehr-)Info3-Leser wie mich auf diesen Unsinn aufmerksam machen.’

Vereinzelt gab es auch öffentlich gemachte Versuche, hinsichtlich der geistigen Hintergründe zu durchschauen, wie sich in ‚Info3’ der Anthroposophie entgegen gesetzt wirkende Impulse manifestieren (vgl. Hermann Keymeyer in seinem kritischen Rundbrief zu ‚Info3’, verbreitet über Michael Heinen-Anders).

Die früheste eingegangene briefliche Reaktion lag von Klaus-Dieter Marowsky vor, der am 14. Juni erklärte: ‚Es war wohltuend, in Ihrer Dokumentation zu lesen, mit welcher Sachlichkeit und mit welchem Ernst Sie Rudolf Steiner und die Anthroposophie gegen die spöttischen und frivolen Äußerungen der Info3-Mitarbeiter in Schutz nehmen. Sie haben mit dieser Arbeit eine mutige Tat vollbracht, die sicher ihren (geistigen) Lohn und ihre (geistige) Anerkennung finden wird.’ Früher noch erhielt ich via Email Kommentare, z.B. von Ralf Hellbarth, der mir folgende Zeilen schrieb: ‚Herzlichen Dank für Ihre Arbeit, die Sie sich zu diesem Thema gemacht haben, und dafür, daß Sie zwar den Finger auf Wunden legen, nicht aber in Bausch und Bogen verurteilen. Nach einem ersten Überblick decken sich Ihre Darstellungen mit meinen Beobachtungen’ (4. Juni). Bezüglich der Diskussionen im von mir zitierten Internetforum erklärte Benjamin Zöllner, Gründer des ‚Internationalen Zentrums für ganzheitliche Forschung’, der diese Debatten ebenfalls aufmerksam verfolgte: ‚Das ist schon unterstes Niveau was da gemacht wird.’ (9. Juni), – was erklärt, weshalb ich mich nicht hieran beteiligen wollte - , und meinte am 7. Juli: ‚In der Sache und in vielen Fragen stimme ich dir voll und ganz zu.’

Da mein Beitrag in diversen Internetforen zirkulierte, gingen auch noch spätere Rückmeldungen über das Internet ein: ‚Vielen Dank für die gründliche Mühe der Zusammenschau und überzeugenden Stellungnahme.’ (Thomas Keil, 17. Juni). Am 26. Juni trug sich Felix Nussbaumer auf die Homepage der Zeitschrift ‚Info3’ unter dem Titel ‚Die Geister, die ich rief’ mit folgenden Worten ein: ‚Orwell 1984, die Spuren löschen. Was Björn Steiertrauslässt. heute publiziert ist genau das Resultat, das ich vor Jahren erwartet habe, als ich die Urteile und Aussagen von Felix Hau in der RSL mitbekommen musste. Natürlich kann nun Herr Heisterkamp den Betroffenen markieren und feststellen, wie unwahr man mit info3 umgehe. Felix Hau ist eben ein bekannter Exponent von info3. Es ist für info3 nicht gleichgültig, was er anderswo im Internet

Ich habe genau aus dieser Stimmung die Felix Hau damals verbreitete info3 nie abonniert.

Ich habe mich damals aus der RSL-Liste verabschiedet, weil Felix Hau genau diesen Stuss, über den nun Info3 angegriffen wird, geschrieben hat.

Nun schreit er Zeter und Mordio.’ Am 8. Juli erklärte Markus Sieber von der Stiftung Fintan: ‚Ich möchte Ihnen diesmal danken für die Arbeit und das Hervortreten in Sachen info3. Ich habe Ihren Text weiterverbreitet. Ich meine, dass bei allen Gegendarstellungen die Zitate für sich sprechen.

info3 kaufe ich - trotzdem mit Amnon Reuveni ein guter Freund von mir dort mitarbeitet - schon lange nicht mehr.’

Detlef Oluf Böhm vom ‚freien forum anthroposophie’ schrieb mir am 13. Juli: ‚Ich denke, wir sollten vielleicht die Gelegenheit nutzen, um die Sache etwas grundsätzlicher anzugehen. Immerhin droht nicht nur bei ‚info3’ die Gefahr, daß die geistige Wirklichkeit der anthroposophischen Inhalte zu bloß subjektiven Gedanken- und Gefühlsinhalten von ‚religiös’ empfindenden Menschen reduziert werden. Es sollte deutlich gemacht werden, daß die geistigen Wesenheiten und auch die Meister keine bloßen Märchengestalten, sondern reale wirksame und ihrer selbst bewußte hochentwickelte Wesenheiten sind.’ In einer weiteren Email vom 17. Juli erwähnte er auch den ‚’’Amerikanismus’, der sich heute weltweit breit macht als ein Kulturvernichtungsimpuls. Demgegenüber stellt sich die Frage, ob das untergründige Fortwirken der Steiner'schen Impulse heute bereits erlaubt, von dem Erwachen eines neuen, sensibleren menschheitlich-mitteleuropäischen Kulturimpulses zu sprechen. (Auch in diesem Punkt kann ‚info3’ sehr kritisch gesehen werden.)’ In diesem Zusammenhang wären die befürwortende Haltung der ‚Info3’-Redaktion zum Irakkrieg, wie auch weiterführende, verhalten positive Aussagen von Heisterkamp zu Guantanamo zu betrachten. (2)

Zum Verständnis der Hintergründe hilfreich dürfte noch eine Aussage Dr. Wolfgang Garvelmanns vom 9. Juni sein. Er erklärte auf Felix Hau und Christian Grauer anspielend: ‚(...) ich hatte Gelegenheit, nach langen Jahren der Abstinenz mal wieder was von den Brüdern vom Hauen und Grauen zu erfahren. Denn das ist ja schon ein langjähriger Prozess, in dem Bruder Felix immer radikaler zu werden scheint.’ Garvelmann verweist auf eine spirituelle Erfahrung Haus, von der dieser ihm in einem Gespräch in Oberursel berichtete, und schreibt: ‚Diese spirituelle Erfahrung muss für ihn existenzbestimmend gewesen sein - und hat seine Weltschau bestimmt. z.B. erschien dann bald eine Arbeit von ihm und Chr. Grauer in Info-3, in der die persönliche Ich-Reinkarnation geleugnet wurde (‚Was inkarniert sich eigentlich?’) Es war dies eine Folge, dass er die geistige Welt als reines, nicht individualisiertes Bewusstsein erlebt hatte, und hinfort sprach er auch davon, dass es ein ‚Wesens-tic’ bei und von R. Steiner gewesen sei, die geist. Welt mit ‚Wesen’ zu bevölkern. Ich habe damals schon darauf hingewiesen, dass er damit den Konflikt Averhoes - Thomas v. Aquin wiederholt, der bekanntlich darin bestand, dass A. die geist. Welt entpersönlicht lehrte und Thomas das Ich-Bewusstsein retten musste. Eine solch existenzielle Erfahrung bringt Leute, die dazu das Devotionsprinzip grundsätzlich ablehnen, in jene durch nichts zu erschütternde Selbstsicherheit, in der sie sich zu Geistesheroen aufstilisieren und die eigene spirituelle Erfahrung der Steiners gegenüber maßlos überschätzen.’

Dann wurde mir unabhängig von mir Gesammeltes Textmaterial zur Kenntnis gegeben, das meine Darstellungen bestätigte. Die wesentlichen Kritikpunkte sind aber bereits in meinem Beitrag enthalten, so dass ich mich auf diesen beschränken kann und nichts hinzufügen muss.

Soviel kann zur Resonanz auf meine Kritik beigetragen werden. (3) Dass ich aus dieser die Konsequenz folgerte, ‚Info3’ nicht mehr zu kaufen, und dass ich die Leser dazu anregte, darüber nachzudenken, wie sie dies handhaben wollen, ist für mich begründet dadurch, dass ich davon ausgehen möchte, dass in einem Produkt, das den Namen ‚Anthroposophie’ trägt, auch Anthroposophie enthalten ist und dass ich andernfalls eben auf den Kauf oder sonstige Unterstützung verzichte.

Zum Gastbeitrag von Dr. Horst Peters

Dr. Horst Peters hatte unabhängig von mir auf die Haltlosigkeit des Hau-Artikels (‚Info 3’, Mai 2005) zunächst in einem Leserbrief hingewiesen, den ‚Info3’ ohne den argumentativen Mittelteil und ohne Kürzungsanzeige publizierte, so dass der Eindruck einer rein emotionalen Stellungnahme entstehen musste.

Weiter hat Dr. Peters die gegen mich gerichteten Äußerungen des Chefredakteurs, der in einer Rundmail Haus Artikel befürwortete, im Internet beantwortet mit einem Gastbeitrag im Unternehmen Lichtblick (http://www.unternehmenlichtblick.de/licht/public/), in dem er von einem Ablenkungsmanöver und dem Versuch, mich persönlich zu diskreditieren, sprach. Diese unabhängige Darstellung stimmt wesentlich mit meiner Grundposition überein und fügt gedruckte Äußerungen von Hau hinzu, aus denen hervorgeht, dass dieser, sich auf eine nichtchristliche Einweihung berufend, menschliche Individualitäten und hierarchische Wesenheiten negiert und damit auch die Reinkarnation menschlicher Individualitäten ablehnt. Zudem macht Dr. Peters aufgrund von Internet-Äußerungen von Hau verständlich, warum Hau die zentrale Bedeutung des Mysteriums von Golgatha nicht anerkennen kann und damit die zentrale Botschaft der Anthroposophie verneinen muss.

Hau mag dies als seine persönliche Auffassung hegen. Unwissenschaftlich aber ist es zu nennen, wenn er sie publiziert, ohne sie in irgendeiner Form belegen zu können, wobei hinzu kommt, dass die Aussagen Rudolf Steiners, wie auch die Art und Aufnahme seines Wirkens das genaue Gegenteil vermitteln. Darum wandte ich mich gegen diese ‚Umwertung aller [anthroposophischen] Werte’.

Frühere kritische Beobachtung von ‚Info3’

All die Entwicklungen der letzten Zeit bestätigen mir insgesamt das Bild von ‚Info3’, das ich mir nun in einigen Jahren kritischer Beobachtung gemacht und worüber ich mich auch mit einigen Anthroposophen ausgetauscht habe, insbesondere mit dem inzwischen leider verstorbenen Dr. Rudolf Biedermann, den ich als einen überaus geradlinigen und mutigen Menschen kennen und schätzen lernen konnte, der sich nie von irgendeiner Gruppierung vereinnahmen ließ. Bekannt geworden ist er für seinen unermüdlichen Einsatz für Gerechtigkeit für Kaspar Hauser. (4)

Wir hatten uns seinerzeit über die Entwicklungen bei ‚Info3’ auf dem Laufenden gehalten – was ich aus dokumentarischen Gründen ergänzen will, um zu zeigen, dass ich bereits im Verlauf der vergangenen Jahren die Entwicklungen bei ‚Info3’ aufmerksam beobachtet hatte, so dass mein kritischer Beitrag nicht etwa auf flüchtigen Eindrücken beruht. Wir hatten namentlich die Befürwortung des Irak-Krieges, die trotz Skepsis von ‚Info3’-Gründer Ramon Brüll in einem Gastbeitrag verteidigt wurde, nicht gutheißen können. Auch Aussagen wie die von (dem ansonsten für seinen humanitären Einsatz zu würdigenden) Rupert Neudeck, die deutschen Soldaten müssten sich an einem Einsatz im Kongo beteiligen, um nicht vor aller Welt als Waschlappen dazustehen, erschienen uns vom Ton her unangebracht. Und so überlegten wir bereits damals, die Kritik an ‚Info3’ öffentlich zu formulieren, zumal ein Leserbrief von mir nicht gedruckt wurde.

Dr. Biedermann schrieb mir damals in einer Email vom Samstag, den 12. April 2003: ‚In dem Zusammenhang interessiert: was vermutest Du, welche Seite kommt, wenn Du www.anthroposophie.de eingibst? Die Seite von Info3, die damit sozusagen erste Anlaufstelle für alle Anthroposophie-Suchenden im Internet ist. Aktuell macht Felix Hau sich in einem neuen Text über Verschwörungstheorien lustig, ‚Wess Brot ich ess, dess Lied ich sing?’ bezeichnet seine Polemik als Notwehr.

Wenn mir der Herr Hau nicht zu dubios/überflügelnd wäre, könnte ich darauf in den KH-N [Kaspar-Hauser-Nachrichten] eingehen. Oder schaffst Du da eine Glossen-Kurznotiz, z.B. ’Wie man Anthroposophie kaputt macht’? Immerhin hat R.St. sehr wohl die Verschwörungen angesprochen! Wer sich darüber lustig macht verhöhnt R.St. Aber das mag ja sogar der Zweck überhaupt sein.’

Zu vermerken bleibt, dass jede sog. Verschwörungstheorie unbefangen sachlich auf ihren Wahrheitsgehalt oder gegebenenfalls auf unhaltbare Konstruktionen überprüft werden sollte. Denn dass es Absprachen geben kann, die nicht öffentlich sind, ist selbstverständlich und die Geschichte weiß dies in Fülle zu belegen. Sie mit einem Schlagwort abzutun, wäre einer solchen Überprüfung sicher nicht förderlich. Diese Reaktion wäre genauso emotional und pauschalisierend, wie ein kritikloses Übernehmen etwaig daraus resultierender alter oder neuer Feindbilder.

Am 15. April berichtete Dr. Biedermann weiter in einer Email an Freunde und Bekannte: ‚Da ich in der Info3-Aprilaugabe inseriert habe, bekam ich die Info3 wieder in die Hand. Empfehlenswert - ob der Ungeist-Gebundenheit. (...) (da hat sich was ins Anhroposophische eingeschlichen, gutnacht!).’ Er ergänzte am 18. April ‚Die sich anthroposophisch nennende (ein schlechter Witz!) Zeitschrift info3 hat da auch so ein Internet-Forum. Kaum hatte ich mich angemeldet und war gelistet, da wurde ich da drin gelöscht. Meine Rückfrage ergab, es können nur zwei bestimmte, definierte Gründe dafür vorgelegen haben – und die lagen nicht vor (...) Er [= Redakteur H.] hat hinzugefügt: ich müsse mich nun eben – nochmals - dort anmelden. ich habe es bleiben lassen.’

Gleichwohl verfolgten wir weiterhin die Entwicklungen. Ich tat dies auch im Internet, u.a. im öffentlichen Forum der Rudolf-Steiner-Liste, auf das ich in meinem kritischen Beitrag mehrfach Bezug nahm.

Resultat:

2003 hatte ich eine Anthroposophin auf die Homepage eines ‚Info3’-Autors hingewiesen, auf der dieser einen Brief von Rudolf Steiners als anbiedernd bezeichnete. Dies war freilich noch eine vergleichsweise harmlose Äußerung im Vergleich zu anderen Inhalten dieser Seite, die ihn und die Anthroposophen allgemein lächerlich machen. Sie meinte damals, dass es bedauerlich wäre, dass ‚Info3’ so profillos sei, dass solche Personen, wie der besagte Autor, dort ernst genommen würden.

Inzwischen ist das spezifische ‚trans-christliche’ Profil (eine nicht recht greifbare Wortschöpfung des Chefredakteurs, deren Vorsilbe, den kritisierten Inhalten nach zu urteilen, das ‚Christliche’ aufzuheben scheint) deutlich geworden.

Ich muss hinzufügen: Es ging mir nie um das Vertreten irgendeiner christlichen Dogmatik, gleich welcher Richtung, da ich davon ausgehe, dass ein konfessionell unabhängiger Zugang zum Christentum und zu Christus möglich ist und durch die Anthroposophie aufgezeigt wird..

Autor: Björn Steiert

Dies mag als – erweiterter - Rückblick genügen. Weitere Quellenangaben finden sich unten, nach den Fußnoten [Zusammengestellt im Juli 2005]

(1) Zu den Reaktionen von ‚Info3’ bleibt kurz zu vermerken, dass – neben der rasch folgenden Androhung juristischer Schritte (von Dr. Jens Heisterkamp offen über die Homepage www.info3.de und indirekt via Email) – mir Fragen wie jene gestellt wurden, ob ich etwa eine kannibalistische Sehnsucht habe, den historischen Leib Jesu beim Abendmahl zu verzehren, so Felix Hau, gleichfalls auf www.info3.de). Von ihm erfolgte auch eine unmittelbar persönliche Beleidigung mir gegenüber in einer mehrere Empfänger erreichenden Email, die ohne Entschuldigung blieb. Ich hingegen habe mich umgekehrt für eine irrtümliche Vermutung meinerseits, die einen nebensächlichen Punkt betraf, öffentlich entschuldigt. (Hau erklärte mir gegenüber, bekräftigt durch Christian Grauer, dass er nicht Dietrich Rapp, sondern Horst Rapp beleidigt habe. Ich hatte – was ich begründen konnte – zunächst den erstgenannten angenommen). Von mir zitierte zunächst den erstgenannten angenommen). Von mir zitierte, ehedem öffentlich zugängliche und von befreundeten Anthroposophen archivierte Internetseiten waren vorübergehend, unmittelbar nachdem die Verbreitung meines Beitrags begonnen hatte, nicht verfügbar, wofür ein Serverwechsel als Grund angegeben wurden (Laut Information von Jens Prochnow am 6. Juni, auf www.radio-anthroposophie.de. Prochnow hatte ich im Übrigen als für das Forum Hauptverantwortlichen meinen kritischen Beitrag via Email zuerst vorgelegt, so dass er vor der weiteren Verbreitung im Falle von Irrtümern und Missverständnissen hätte Korrekturen anbringen können, zu denen er sich allerdings nicht veranlasst sah). Wie sich die vollständige Verfügbarkeit und Zugangsmöglichkeit für dieses Forum künftig verhält, wird nachzuprüfen sein – die Existenz eines neuen, ev. geschlossenen Forums ist mir bislang nicht bekannt geworden.

Es sei vermerkt, dass der Chefredakteur Dr. Heisterkamp im Zuge dieser Auseinandersetzung endlich offen erklärte, dass er Hau ausdrücklich unterstützt. Es erklärte zu dessen Artikel in einer Mail an Freunde der Zeitschrift ‚Info3’ (7.Juni 2005): ‚Ich bin aber überzeugt: ein solcher Beitrag ist in einem freien Geistesleben, das so oft im Munde geführt wird, nicht nur legitim, sondern auch bitter notwendig, wenn wir heute verstehend leben und nicht nur wiederholen wollen, was Rudolf Steiner mit der Wirklichkeit des Menschheits-Menschen eigentlich gemeint hat, ohne die alle Anthroposophie nur ein totes Lehrgebäude bleibt.’ All das spricht für sich selbst, ebenso wie die im Internet anonym publizierte Reaktion eines mir namentlich Bekannten, der als Hochschulmitglied der AAG zeichnete und die von Stil und Inhalt her indiskutabel ist, was zeigt, dass allein die Mitgliedschaft in einer solchen Institution, der ich im übrigen auch angehöre, noch nichts besagen muss.

In der anschließenden Juli-Ausgabe versuchte man Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Insbesondere Dr. Stephan Stockmar (Redakteur von ‚DieDrei’) widersprach Haus Thesen hinsichtlich Inhalt und der Art des Vorbringens vehement. Wie offen oder latent künftig die eigenen Standpunkte vertreten werden, bleibt abzuwarten. Ich selber habe erklärt, mich nicht mehr an der Auseinandersetzung zu beteiligen und die Fortführung der Kritik ggf. Anderen zu überlassen. Wenn die jeweiligen Positionen nun klarer geworden sind, so scheint mir immerhin ein produktives Ergebnis erreicht.

(2) So kommt er zu dem Ergebnis: ‚Die harte Einsicht lautet: solche Fanatiker müssen wir aus Gründen des Selbstschutzes aus unserer Gesellschaft ausschließen. Und weil Abschiebung hier nur bedeuten würde: Vorbereitung im Exil auf neue Gewalt, ist die - zugegebenermaßen schlimme - Perspektive: Wegsperren, am besten auf eine ferne Insel. Ist Guantanamo eine bessere Alternative, als wir in unserem europäischen Großmut bisher dachten?’ Diese Zeilen schrieb Chefredakteur Heisterkamp als sog. ‚Anthronaut’ unter dem Titel ‚Dialog oder Guantanamo’ (http://www.info3.de/ycms/blogs_11.shtml).

(3) Zu einer nur singulären, mir bekannt gewordenen Äußerung, ich habe mich selbst profilieren wollen, ist zu sagen, dass ich es für unaufrichtig gehalten hätte, in dieser Situation meine Kritik anonym oder unter einem Pseudonym zu veröffentlichen und dass ich sie deshalb mit meinem Namen verbunden habe. Wer die Entwicklung der Auseinandersetzung zur Kenntnis nimmt, wie auch die zentralen inhaltlichen Differenzen, kann zu dieser negativen Einschätzung nicht gelangen. Auch wird man mir nicht wird nachweisen können, in meiner ‚Info3’-Kritik um Anhänger für irgendeine Richtung geworben zu haben. Es ging mir darum, die Inhalte der Anthroposophie gegenüber verzerrenden Darstellungen in Schutz zu nehmen. Deshalb weise ich diese anderslautende Einschätzung, wie auch alle hierauf aufbauenden Unterstellungen zurück.

(4) Dr. Biedermann wies seinerzeit den SPIEGEL-Chefredakteur Stefan Aust auf die wissenschaftlichen Mängel der Untersuchung hin, die besagte, Hauser sei nicht der badische Erbprinz gewesen..2002 folgte eine neue Gen-Analyse, welche die vorige widerlegte und das Ergebnis wiederum offen lässt. Unter Einbezug der historischen Forschung ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einer Abstammung auszugehen. Ich habe hierüber in GEO (Oktober 2002) berichten können.

Quellen:

(Mein Beitrag wurde gegen meinen Willen auch auf Internetseiten der Kritisierten publiziert. Ich hätte ein Aufgreifen und eine Diskussion von neutraler Seite für sinnvoller gehalten. Darum hatte ich mich bis dahin noch nicht auf meinen Homepages geäußert. Schließlich sah ich mich doch veranlasst, eine Stellungnahme auf www.unternehmenlichtblick.de zu publizieren. Auf derselben Seite findet sich der Gastbeitrag von Dr. Horst Peters.)

Kritischer Beitrag Björn Steierts mit einer Zusammenstellung von Äußerungen von ‚Info3’-Mitarbeitern:

http://www.vincentmedia.de/kriti3.pdf